Renntraining: L'Anneau du Rhin - Juli 2006

Vorwort

Für gewöhnlich wünscht man sich zu einem runden Geburtstag etwas Besonderes. Vor allem, wenn es der 30te ist und man sich irgendwie doch noch wie 20 fühlt.

Mein Wunsch war ein lang und sorgsam gehegter Traum: einmal auf einer Rennstrecke mit meinem Motorrad bis ans Limit gehen. Ohne Risiko: Kein Gegenverkehr. Keine Autos, die die Kurven schneiden und einem so die Linie versauen. Breite Strecken. Optimaler Grip. Keine 'Würmer', also Flickstellen, so glatt wie Schmierseife. Eben optimale Streckenbedingungen. Und wenn man doch übertreibt, gleich ein paar Leute zur Hand, die einem helfen.

Ich hatte das Glück, daß meine Frau noch vor meinem 30ten Geburtstag alle geladenen Gäste angesprochen hat, und ihnen eine Beteiligung an ihrem besonderen Geschenk anbot. Letztlich bekam ich einen Gutschein für ein Renntraining meiner Wahl zu einem von mir bestimmten Zeitpunkt in diesem Jahr. Ich entschied mich für die Strecke L'Anneau du Rhin (PDF, 63kB) im Elsaß, da mir bekannt war, daß diese Strecke nicht so schnell und schön kurvig war. Damit also bestens geeignet für meine Maschine, die an einem kleinen Leistungsmanko leidet. Naja, das sehen viele sicherlich anders, aber manchmal wünsche ich mir schon 10 bis 20 PS mehr... Gerade mit vollem Reisegepäck und Sozia könnten es gar 30PS mehr sein.

Als Termin nahm ich den 29. Juli 2006 ins Auge, da ich mir hier Schönwettergarantie erhoffte und wir schon am Vortag anreisen und am Folgetag abreisen konnten. Ein weiterer Vorteil der Streckenwahl im Elsaß war, daß wir von unseren Touren durch die Vogesen schon eine günstige und gute Bleibe in Gündlingen (südlich von Breisach) kannten, die von der Rennstrecke nur knapp Straßen-20km entfernt liegt. Von der tollen Anreise quer durch den Schwarzwald ganz zu schweigen.

Vortag

Doch sollte ich das Ganze chronologisch geordnet und mit Bildern und Filmchen unterlegt erzählen. Am Samstag den 29. Juli haben also meine Frau und ich unsere Sachen in die Motorradkoffer gepackt und diese zusammen mit dem Tankrucksack aufgesattelt. Gegen 10:00 Uhr sind wir dann Richtung Oberrhein aufgebrochen. Nach einer schönen Tour an der Nagoldtalsperre und dem Hexenloch vorbei sowie über viele malerisch gelegene Schwarzwaldsträßchen kamen wir dann ein wenig erschöpft ob der Hitze gegen 17:00 Uhr in Gündlingen bei Breisach an und bezogen zunächst unsere Ferienwohnung. Hunger hatten wir beide, welshalb wir dann auch zügig zum Vereinsheim nicht weit von unserer Herberge aufgebrochen sind.

Während wir dort hungrig auf das Essen gewartet haben, entstand das erste Bild der Reihe. Man sieht mich (bio) mit meinem Namens-T-Shirt. Ein wenig groggy und die Haare zerzaust, da wir nicht erst großartig duschen wollten, um nicht zu spät ins Bett zu kommen.


Witziges Detail am Rande: Einer der Gäste am Nebentisch nahm ebenfalls am Renntraining teil und gab mir einige Tipps mit auf den Weg sowie die Zusage beim Abkleben der Maschine und der Demontage der Spiegel mit Werkzeug auszuhelfen.

Als wir uns gesättigt Richtung Heim aufmachten, ging die Sonne auch schon beinahe hinter den Vogesen im ELsaß unter. In Blickrichtung befindet sich auch die Rennstrecke.

Renntag

Am nächsten Morgen gegen 6:00 Uhr hieß es dann 'Raus aus den Federn'. Nach der erfrischenden Dusche waren dann auch die Lebensgeister geweckt und wir konnten gegen 7:00 Uhr mit dem Frühstück beginnen. Das Ganze sollte dann aber doch recht schnell vonstatten gehen, da offizieller Einlaß auf die Strecke gegen 7:45 Uhr war und alle Piloten um 8:45 Uhr zum Briefing anwesend sein mußten.

Wir kamen gegen 8:20 Uhr im Fahrerlager der Strecke an und fanden auch auf Anhieb den hilfsbereiten Pilot vom Vorabend. So ließen wir uns mit unseren Sachen im Schatten seines Zeltes nieder, unter dem neben dem Werkzeug und ein paar Campingstühlen auch seine R6 im Renntrimm aufgebockt stand.

Aber in einer ersten Amtshandlung brach ich zum Veranstalter auf, um mich dort anzumelden, die obligatorischen Verzichtserklärungen abzugeben und ein wenig Wasser zu kaufen. Beim Anstehen sah ich dann auch gleich einen Verkaufsstand der das mir fehlende Panzer-Tape (Klebeband) zum Verkauf anbot. So mußte ich mir das wenigstens nicht auch noch leihen. Eine Speer-Tasse (Speer war der Veranstalter des Renntrainings) erstand ich ebenfalls.

Briefing

Gerade wieder zurück bei meiner Frau, kam ein Verantwortlicher durch das Fahrerlager gelaufen und rief alle Piloten zum Briefing auf. Also lief ich mit einer Flasche Wasser in der Hand zurück zur Boxenausfahrt, wo auch der Veranstalter residierte. Und meine Maschine war noch nicht einmal vorbereitet...

Nach einer allgemeinen Begrüßung und einigen organisatorischen sowie sicherheitstechnischen Hinweisen durch einen Speer-Mitarbeiter, sammelten sich alle für die grüne Gruppe (Instruktoren-Gruppe) gemeldeten Piloten zur Einteilung in die Subgruppen. Normalerweise sollten sechs Intruktoren vor Ort sein und alle Teilnehmer der grünen Gruppe auf diese verteilt werden. Leider mußte aber einer der Instruktoren kurzfristig absagen, so daß wir nunmehr in recht große fünf Gruppen eingeteilt wurden.

Maßgeblich für die initiale Einteilung war die Einschätzung der eigenen 'gedanklichen Freiheit' und Rennstreckenerfahrung. Da ich erstens relativ aufgeregt war, die Strecke überhaupt nicht kannte und außerdem im gesamten Fahrerlager vermutlich eine der langsamsten Maschinen (bezüglich der erreichbaren TopSpeed) hatte, ließ ich mich in den langsamste Gruppe einteilen. Deren Mitglieder wurden nach einem weiteren spezifischen Briefing durch Hanno - unseren Instruktor - mit blauen Überziehshirts versehen, so daß wir uns auf der Strecke untereinander leichter erkennen konnten.

Neben den Regeln für Handzeichen und was bei bestimmten Flaggen zu tun ist gab Hanno noch ein paar allgemeine Tipps bezüglich der Piloten-Sitzposition ab und kommentierte 'Hanging-off lassen wir jetzt erst mal komplett weg, wir fahren die ersten 2 turns einfach mal über die Strecke, um diese kennenzulernen. Und dann steigern wir das Tempo'. Derweil stand ich wie auf glühenden Kohlen, da mein erster Turn für 9:40 Uhr angesetzt war und meine Maschine noch vollständig unvorbereitet dastand. Mittlerweile war es dann auch schon 9:20, als wir uns auf 9:35 Uhr im abgesperrten Vorbereich zur Strecke verabredeten. Also bin ich schnell losgejoggt...

Vorbereiten der Maschine

Nach meiner schnellen Rückkehr zu meiner Frau und meiner Maschine demontierten wir dann mit Hilfe des Piloten vom Vorabend die Spiegel und fingen an alle Lichter mit dem Tape abzukleben. Dies war obligatorisch und sollte verhindern, daß bei einem Sturz kleinsplittrige Trümmerteile die Strecke verunreinigten und zur Gefahr für die anderen Teilnehmer werden. Die Spiegel waren sowieso nur sturzexponiert und ihre Funktion eher gefährlich, da - wie mir mehrfach erklärt wurde - sich der Pilot ausschließlich auf sich selbst konzentrieren soll. Meint ein anderer Pilot schneller zu sein und überholen zu müssen, ist dies sein Problem. Außerdem war in den Instruktorengruppen das Überholen sowieso untersagt.

Auf dem nachfolgenden Foto sieht man mich beim Anziehen des vorgeschriebenen Rückenprotektors neben meiner Maschine. Auf dem silberfarbenen Panzer-Tape kann man zwei weitere Aufkleber erkennen: In schwarz auf weißem Grund die von mir gewählte Startnummer und einen kleinen, runden und grünen Aufkleber, der meine Gruppenzugehörigkeit demonstrierte. Beim Anmelden im Internet konnte man sich eine Startnummer reservieren lassen. Da ich eigentlich keine Präferenzen hatte, hab ich einfach mal eine naheliegende Nummer ausgewählt. Die von meinem Namensvetter Valentino Rossi, die Nummer 46. Und die war tatsächlich noch frei!


Auf dem nachfolgenden Bild begebe ich mich zeitlich schon sehr spät dran zum vereinbarten Treffpunkt. Man sieht an meiner Maschine sehr schön die silber abgeklebten Flächen der Lichtanlage und vor allem auch die richtige Haltung der Beine/Füße auf den Fußrasten (Ballen auf die Fußrasten!). Im Hintergrund, hinter der Boxenmauer, die lange Rechtskurve zwischen Aus- und Einfahrt der Strecke. Und vor der Mauer kann man erkennen, wie 'professionell' das manche der Piloten betreiben. Ich war sehr erstaunt und beeindruckt.

Das Training

An der Einfahrt zum Sperrbereich angekommen gibt es einen kleinen Rückstau von der Phon-Messung. Ja, eigentlich sollten alle Maschinen bei 60% der Maximaldrehzahl weniger als 98dB auf dem Meßgerät vorweisen können oder sie werden 'disqualifiziert', sprich dürfen nicht am Renntraining teilnehmen. Man kann die Mitglieder der verschiedenen Intruktorengruppen schön an ihren verschiedenfarbigen Shirts erkennen.


Im Hintergrund des nächsten Bildes sieht man,wie sich gerade der Fahrer einer ZX-12R in seine Kombi quält. Er war in der blauen Instruktorengruppe mit dabei.


Vermutlich aufgrund des Zeitdruckes wurden die letzten Maschinen nicht mehr einzeln vermessen und da ich recht spät dran war, kann man mich links außen als letzten in der Warteschlange innerhalb des Vorbereiches zur Strecke stehen sehen. Zwischen den Reihen kann man Piloten mit leuchtend grünen Trikots mit Nummern auf dem Rücken laufen sehen. Dies sind die Instruktoren, die sich noch einmal von der Sicherheit und dem wohlbefinden ihrer Schützlinge überzeugen. Dazu gehörte auch, den sicheren Sitz des Helmes zu prüfen und ein paar beruhigende letzte Worte.


Als dann die letzten Piloten des freien Trainings die Strecke verlassen hatten, sprang unsere Ampel auf grün und wir durften einfahren. Dies geschah nach Gruppen geordnet, wobei die vermeintlich schnellsten Gruppen zuerst einfuhren.

Schön zu sehen: Die drei streckeneigenen Sicherheitsfahrzeuge. Im Rennbetrieb steht normalerweise noch der Transporter von Speer-Racing dahinter, um liegengebliebene und verunglückte Maschinen schnell von der Strecke zu holen.


Da ich als letzter bei meiner Gruppe angekommen bin, fahr ich auch als letzter des Instruktorentrainings auf die Strecke. Es gilt zunächst eh: Vorsichtiges Kennenlernen und Herantasten.


Das folgende Bild zeigt mich wohl nach einer der ersten Runden von der Boxenmauer aus. Vor mir der FZR-Pilot schien mir etwas unsicher und zeigte auch einige Verbremser und andere kleine Fahrfehler. Und das schon bei den sehr geringen Kennenlerngeschwindigkeiten der erstenbeiden Turns. Ein Turn ist dabei die Gesamtzahl aller Runden bis die 20min für die Instruktorengruppen vorbei sind und die Teilnehmer des freien Trainings wieder fahren dürfen.

Man sieht auch, wie ich schon zu Beginn des Trainings die deutlich weiter außen liegende Linie wähle, während der FZR-Pilot sich an der Kurveninnenseite entlanghangelt. Das klappt zwar bei diesen geringen Geschwindigkeiten noch, aber sollte man doch die richtige Linie schon von Anfang an einpauken.


Die Rückkehr von meinem ersten Turn. Im Hintergrund kann man links das grüne Zelt des Piloten vom Vorabend und das Heck seiner R6 darunter sehen, während auf der rechten Bildseite die Tankstelle zwischen den zwei Säulen unterhalb der Veranda sichtbar ist.


Nach jedem Turn gab es ein Debriefing, währenddessen der jeweilige Instruktor auf Probleme hinwies, die er beobachtet hat, Tipps gab und nach Problemen der Piloten fragte, sowie deren Fragen beantwortete.


"Nach dem Rennen ist vor dem Rennen." Hier sieht man mich beim Warten auf den nächsten Turn. Ich bin noch in der blauen Gruppe und hab, wie man sehen kann, ein hochrotes Gesicht im Visierbereich. Das kam natürlich auch durch die Anstrengung während des Fahrens und durch die Hitze, aber am Abend zeigte sich, daß ich tatsächlich einen Sonnenbrand bekommen habe.


Die nächsten beiden Bilder zeigen mich innerhalb meiner Gruppe in der langen Rechtskurve zwischen Streckenaus- und -einfahrt. Nur hier konnte meine Frau nah genug an die Strecke heran, um gute Fotos zu schießen. Die wechselnde Position erklärt sich dadurch, daß nach Möglichkeit nach jeder Runde der Pilot hinter dem Instruktor (der fährt immer vorneweg, so daß kein Pilot den Bremspunkt verpassen sollte) ans Ende des Feldes wechselt. Ausgelöst wurde diese Rochade durch ein Zeichen des Instruktors meist auf der langen Geraden.

Der Sinn der Positionswechsel ist schlicht, daß der Instruktor die Möglichkeit haben soll, jeden seiner Schützlinge im Fahrverhalten zu beobachten und durch Handzeichen zu korrigieren. Beim Debriefing konnte der Instruktor so auch gezielt Piloten auf Probleme ansprechen.



Meine Frau konnte auch einige Filchen mit unserer Kamera aufnehmen, die etwas dynamischer zeigen, wie es dort abging. Im ersten Film sieht man, wie meine Gruppe durch die lange Rechtskurve bei der Boxengasse kommt und dann nach dem kurzen Pseudogeradeausstück wieder in eine langsame Rechts geht, gefolgt von einer aufmachenden Links.

Ich hoffe, du kannst meine Maschine erkennen. Auf dem kurzen Geradeausstück hatte ich mit meinem Zweizylinder immer das Problem, den vor mir fahrenden schier aufzufahren. Aber als ich später in die schnellere Gruppe gewechselt habe, war es nicht mehr so eklatant.

Direkt hinter der blauen Gruppe kann man schon die relativ schnell rote Gruppe fahren sehen, die nun leider bis zur langen Geraden hinter uns bleiben und warten muß. Erst dort durften die Gruppen aus Sicherheitsgründen einander überholen.

Film 1 (4097kB)

Auf dem nächsten Bild sieht man mich das letzte Mal im blauen Trikot vom Training hereinkommen. Nach diesem Turn (der Vorletzte am Vormittag) stellte Hanno, unser Instruktor, die Frage, wem es zu langsam sei, und wer sich schnellere Fahrten zutrauen würde. Ich meldete mich hier mit zwei anderen Piloten. Wobei ich dann auch einschränkte, mir würde es reichen, wenn die Gruppe im Laufe des Tages schneller würde. Aber Hanno meinte nur, er hätte jetzt eine Instruktorenbesprechung und würde uns drei eventuell in eine schnellere Gruppe aufsteigen lassen.


Bei der Anmeldung am morgen wurde mir gesagt, daß ich wegen der zusätzlichen Unfallversicherung, die ich abschließen wollte (auf der Rennstrecke gilt die normale Unfallversicherung nicht, wegen der Klausel: Fahren zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit; was ein Renntraining ja letzten Endes ist) noch einmal am Mittag kommen sollte. Als ich gerade bezahlt hatte und mit meiner Frau zurück zur Maschine gehen wollte, paßte mich Hanno, mein Instruktor ab und zog mich zu einem Herren in Lederkombi hin mit den Worten: 'Dies ist jetzt dein neuer Instruktor, und du gehörst jetzt zur DUNKELgrünen Gruppe.' Die seltsame Betonung der Farbe war mir klar, als er mir ein leuchtend grünes Trikot reichte und meinte, es gäbe leider keine dunkelgrünen Trikots mehr.

Und so fahre ich auf dem folgenden Bild das erste Mal in der schnelleren dunkelgrünen Gruppe mit. Ich bin sogar recht weit vorgerutscht: der zweite Pilot hinter dem Instruktor.


Diese Gruppe war tatsächlich schneller unterwegs. Viiiel schneller. Geil. Endlich konnte ich so fahren, wie ich es mir bei diesen Verhältnissen zutrauen würde. Daß gerade keine anderen Piloten meiner Gruppe um mich sind ist schlicht ein Produkt des Wechselverfahrens und der Grund-Geschwindigkeit der Gruppe: Auf der langen Geraden (just vor der Kurve, in der dieses Bild aufgenommen wurde) gibt der Instruktor dem hinter ihm fahrenden Piloten ein Handzeichen, daß er ausscheren und sich zurückfallen lassen soll. Der Rest der Gruppe beschleunigt normal und schließt bei ca. 180 km/h auf den Instruktor wieder auf. Nachdem ich mich zurückfallen hab lassen, mußte ich die Differenz von ca. 60 km/h von der Kurvenausgangsgeschwindigkeit der 190° Rechtskurve vor der Geraden auf die 180 km/h Endgeschwindigkeit meiner Gruppe erst einmal wieder aufbauen. Dadurch konnte mir die Gruppe bei meinem Wechsel immer etwas enteilen. Aber spätestens auf der Pseudogeraden nach dieser Kurve, war ich wieder dran.


Das nachfolgende Foto zeigt einen Blick über Teile des Fahrerlagers und der Rennstrecke von der Veranda über der Tankstelle aus. Hier hat es sich meine Frau nach den ersten beiden Turns bequem gemacht und versucht ein Buch zu lesen.

Auch hier wieder interessant, welchen (materiellen) Aufwand manche der Teilnehmer auf sich nehmen, um den Ganzen einen professionellen Touch zu geben.


Hier nochmal ein Foto der dunkelgrünen Gruppe mit den Vogesen im Hintergrund. Ich bin auf der vorletzten Position in der Gruppe. An dem Abstand zum letzten kann man sehr gut sehen, was ich zuvor beschrieben habe: auf dieser kurzen Pseudogeraden konnte ich sehr viel Boden gutmachen und 'Verfolger' abhängen. Hier kam mir eindeutig die brutale Beschleunigung meiner Maschine in den Geschwindigkeitsregionen unter 100 km/h entgegen bzw. zugute.


Auf diesem Foto sieht man meine Frau in ihrem Sonnenbad-Outfit (sie wollte nicht, daß ich dieses Bild zeige, aber ich finde, sie sieht gut darauf aus! Naja, als Ausgleich sei hier ein Bild aus unserer privaten Sammlung.) auf der Terasse über der Tankstelle. Auf dem Kopf hat sie meine Yamaha-Schirmmütze, wobei man bei der verkleinerten Version dieses Bildes wahrscheinlich das Logo nicht erkennen kann.

Im Vordergrund einige Wasserflaschen, die man gekühlt für einen fairen Preis vor Ort erstehen kann. Ich habe Unmengen an Wasser getrunken. Praktisch nach jedem Turn 1 bis 2 Flaschen (halber Liter) und bin trotzdem nur zu Beginn einmal auf Toilette gewesen und kurz vor der Heimfahrt. Mit anderen Worten: ich habe geschwitzt wie ein Brauereipferd. Und vermutlich auch so geackert.

Hier machen wir auch gerade Mittagspause. Meine Frau hat bei einem mobilen Pizza-Laden eine Pizza nach ihren Wünschen geordert und wartet nun auf den Zeitpunkt, da sie sie abholen kann. Ich mußte mir ein Stück förmlich reinzwingen. Nicht weil sienicht geschmeckt hätte, nein, sie war sehr lecker. Nur war mir vor Anstrengung richtig komisch und mein Magen flau. Zusätzlich habe ich lieber noch einen Twix-Schoko-Riegel gegessen. Mehr Energie bei weniger Magenbelastung.


Doch bevor es in die nächsten Turns ging, beschloß ich, nach jedem Turn ein Foto meines Vorderreifens zu machen. Dieser sah besonders mitgenommen aus. Deutlich kann man die beginnende Blasenbildung erkennen und an den Profilflanken den aufgerauten Gummi.

Dazu sollte ich noch eine kleine Geschichte erzählen: Als mich mein erster Intruktor, Hanno, dem neuen vorstellte, stellte ich noch in den Raum, daß ich beim Herausbeschleunigen nach wenigen Runden anfange stark zu driften und auch der Reifen würde hinten nicht sehr gut aussehen. Weiters äußerte ich die Vermutung, daß es am Rifendruck liegen würde. Daraufhin fragten mich beide mit welchem Druck ich fahren würde. Naja, nach großem Gelächter und der Frage nach dem Reifentyp, bekam ich den Tipp, den Reifendruck um 0,25 bar gegenüber der optimalen Straßenverkehrseinstellung abzusenken. Gesagt getan: Nun hatte ich vorne 2,25 bar und hinten 2,65 bar.


Während des nächsten Turns zeigte sich, daß die Änderung des Drucks eine exzellente Wahl war, denn ich hatte praktisch kein Driften mehr. Dafür stellte ich fest, daß ich gegen Ende des Turns vor allem beim Anbremsen der zweiten Linkskurve über beide Räder zu driften anfing. Auch das Reifenbild hinten hatte sich nur unmerklich verändert.

Der Instruktor gab mir auf meinen Kommentar hin den Tipp, in den Kurven mit weniger Schräglage zu fahren und mein Körpergewicht ins Kurveninnere zu verlagern. Er ließ mir dabei frei, ob ich dies per Hanging-off oder durch andere Methoden machte. Ich wählte den mir eher liegenden Fahrstil Teucherts (Bild) oder Hagas (Bild).

Der hierauf folgende Film zeigt mich in einem kurzen Ausschnitt bei der Vorbeifahrt an der Boxengasse. Man hört, daß ich satt Gas anlege. Ebenso die anderen... Aber der kernige Sound gehört zu meiner Kiste ;-)

Film 2 (1638 kB)

Nach diesem Turn sah der Vorderreifen noch schlimmer aus, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann. Bei der obligatorischen Besprechung des Turns mit dem Instruktor sprachen auch andere Piloten nun die 'Kampfspuren' an ihren Reifen an. Aber er beruhigte sie und meinte, daß das ok wäre.

Ich wies in darauf hin, daß sein Trick für den Hinterreifen gearbeitet hat, aber das Vorderrad immer spätestens 2 Runden vor Turnende massiv zu rutschen anfängt und der Reifen auch nicht gut aussieht. Er schaut sich den Reifen an und meint, daß das noch ok wäre. Dann legt er seine Hand auf den Reifen und nimmt sie mit den Worten wieder herunter, daß der Reifen tatsächlich massiv überhitzt und das dies von der großen Masse meines Bikes komme. Ich solle versuchen in beim Anbremsen etwas sanfter zur Sache zu gehen...

Auf dem Bild kann man die starke Blasenbildung sehen und wie großflächige Bereiche scheinbar aufgeschmolzen und wieder erstarrt sind. Witzig ist, daß der Reifen in diesem Zustand noch mehr wie Klebstoff wirkt, als sonst: ich hab auf der Fahrt durchs Fahrerlager allen möglichen Dreck eingesammelt.


Naja, und noch ein Bild bei der Boxengasse. Nichts besonderes mehr.


Und noch einmal von hinten von der Terasse aus fotografiert. Ich bin gerade an letzter Position.


Direkt nach dem vorletzten Turn für diesen Tag wurde dieses Bild aufgenommen. Ich habe meine Frau auf der Terasse gesehen und schaue deshalb direkt in die Kamera. Dieser Turn mußte leider auch einmal wegen unserer Gruppe abgebrochen werden, da einem Piloten beim Herausbeschleunigen aus der Rechtskurve nach der Streckeneinfahrt das Hinterrad weggerutscht ist (übrigens nur zwei Maschinen vor mir). Dem Piloten ist zum Glück nichts passiert und seine rote Trixie (Yamaha TRX-850, der gleiche Motor, wie in meiner Maschine) hatte nur geringfügigen Schaden (Handbremshebel abgebrochen, BOS-Auspuff etwas zum Rad hin gebogen und an der Schelle auch zerkratzt, Verkleidung gebrochen und zerkratzt), den die Leute an der Strecke reparieren konnten, so daß er noch damit nach Hause fahen konnte.

Interessant war nur, daß danach der Instruktor verstärkt ein Auge auf mich hatte. Immer wenn ich hinter ihm war, hat er sich umgedreht (bei 160 auf der Geraden) und hat mich 'gefragt', ob alles ok sei... Natürlich! ich weiß, wann die Reifen nicht mehr können und fahre ja schon seit dem Mittag an der Haftungsgrenze.


Mein Vorderreifen nach dem vorletzten Turn. Seeeehr blasig und mitgenommen. Hat sich dank Schonfahrweise aber etwas stabilisiert.


Im letzten Turn waren wir nur noch 3 Piloten plus Instruktor. Für einige war bei der Hitze sicher das Ganze am Schluß zu anstrengend, andere wollten wohl noch am Sonntag nach Hause kommen und wieder andere haben aufgehört, als ihr Kollege sich im Turn zuvor in der Rechtskurve nach der Streckeneinfahrt lang gemacht hat.

Das Bild zeigt meine Frau neben meiner Maschine. Wieder mit Spiegeln und ohne Aufkleber. Dank meiner Frau kamen wir auch recht schnell weg, da sie fast die ganze 'Downstrip-Aktion' allein gemacht hat.

Rechts hinten sieht man den Koffer, den wir mitgenommen haben und unser ganzes 'Geraffel'. Am Anfang hat sich meine Frau die ganze Zeit dort aufgehalten... Ohje... Wir hatten auch so gutes Wetter, daß sowohl meine Frau einen Sonnenbrand hat, als auch ich (witzigerweise nur im Nacken und vor allem im Visierbereich sowie auf dem Nasenrücken).


Zum Abschluß noch ein Blick auf den Endzustand des Vorderradreifens. Deutlich zu sehen: die Blasen. Außerdem: vor allem auf der linken Seite des Reifens sammelte sich der Reifenabrieb. Dieser hing übrigens noch nach unserer Heimfahrt durch den Schwarzwald dran.

Heimfahrt

Unsere Heimfahrt wurde leider auf den letzten Kilometern noch etwas feucht. Wir wurden letztlich auf den Fildern doch noch von dem Gewitter eingeholt, daß uns den ganzen Tag schon verfolgt hat. Aber wir kamen unversehrt daheim an.

Abschließend bleibt nur noch zu sagen: Es war traumhaft. Absolut geil. Das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt! Der Mords-Muskelkater an den zwei Tagen danach war mir dann auch egal. Und das obwohl ich wirklich gut im Training war (täglich 2x 50 Liegestütze).

letzte änderung 08.02.2007